Die Geschichte des Vereins bis zum 75jährigem Jubiläum
Beim Bayerischen Schachkongress 1953 in Bad Aibling wurde Alfred Diel zum Jugendleiter des Bayerischen Schachbundes e.V. gewählt, übernahm ein Jahr später auch das Amt des ersten Vorsitzenden des Unterfränkischen Schachverbandes und ist seit 1957 Redakteur der "Deutschen Schachblätter". Seit sechs Jahren bekleidet er das Amt des Pressewartes des Deutschen Schachbundes.
Als ein Höhepunkt des Vereinslebens kann unser Silberjubiläum im Mai 1954 betrachtet werden. Neben einer Reihe von Schachveranstaltungen, einem Jubiläums‑Festabend im Saalbau "Zum Schwanen" konnten wir den mehrfachen Schachmeister von Deutschland und damaligen Großmeister (seit 1954) Wolfgang Unzicker zu einer Simultan‑Großveranstaltung an 58 Brettern in Mainaschaff begrüßen. Unzicker gewann 53 Spiele. Einer der 3 Sieger gegen Unzicker war unser Schachfreund Harry Projahn.
Der Zeitraum von den späten fünfziger bis zur Mitte der sechziger Jahre war gekennzeichnet durch eine Stagnation in der Entwicklung unseres Klubs. Das Niveau der frühen fünfziger Jahre und damit auch die Mitgliedschaft in der höchsten unterfränkischen Spielklasse, konnte nicht behauptet werden. Ständige Schwierigkeiten mit dem Spiellokal in dieser Zeit, wobei man schon von einer Art Nomadenleben sprechen konnte, waren auch nicht dazu angetan, das Schachspiel im Klub zu fördern. Erst durch die Initiative unseres Schachfreundes Eberhard Reuner, der zeitweise auch den ersten Vorsitz innehatte, wurde eine intensivere Jugend‑ und Schülerarbeit aufgenommen. Um diese Zeit konnte der Klub auch in der „alten Schule“ sein neues Heim beziehen.
Der Stolz des Mainaschaffer Schachklubs waren in den siebziger Jahren ohne Zweifel die Jugend‑ und Schülermannschaften. Eine ganze Reihe von Schülern beginnen bereits im Alter von 8 ‑ 10 Jahren in unserem Klub Schach zu spielen und sie verrieten nicht selten eine für ihr Alter erstaunliche Schach‑Cleverness.
Krönung der Jugendarbeit waren die sich ab 1974 einstellenden Erfolge in Unterfranken. Im Spieljahr 1974/75 errangen unsere Schüler die Mannschaftsmeisterschaft im Kreis Spessart und wurden anschliessend dann noch unterfränkischer Mannschaftsmeister. Im Spieljahr 1975/76 wurden unsere Schüler dann wiederum Vizemeister im Kreis Spessart. Die Jugend errang zweimal in den Jahren 1976 bis 1978 die Mannschaftsmeisterschaft im Kreis Spessart. Auch auf Einzelmeisterschaften leisteten unsere Jugendliche Erstaunliches. Peter Stamm errang im Jahre 1971 den Titel eines unterfränkischen Schülermeisters. Nicht so erfolgreich wie der Nachwuchs war die erste Mannschaft, die in den letzten Jahren in der Bezirksliga spielte.
Der Umzug in das neue Vereinsheim konnte jedoch nicht die Tatsache überdecken, das der Schachsport auch in Mainaschaff mittlerweile einen schweren Stand hatte. Für viele Mitglieder musste das Interesse am Schachsport hinter den alltäglichen Verpflichtungen zurückstehen. Zudem war eine eigene Jugend kaum mehr vorhanden, so dass die schachliche Entwicklung zum Stillstand kam, zu gering war die Attraktivität des Schachs im Vergleich zu den Modesportarten wie z.B. Tennis bzw. Fußball. Nur mit Mühe konnte der Spielbetrieb mit zwei aktiven Mannschaften aufrecht erhalten werden. Schach war allgemein nicht mehr „in“, was dazu führte, dass auch ehemals erfolgreiche Vereine und Schachabteilungen des Kreises sich auflösten. Diesem Umstand und der Tatsache, dass es auch in diesen Vereinen noch Schachverrückte gab, verdankt der Schachklub den einen oder anderen Zugang. Auf diese Art und Weise konnte in den neunziger Jahren der Fortbestand des Vereins gesichert und zumindest eine gewisse schachliche Qualität erhalten werden, wenn auch die Klubabende nur selten wirklich gut besucht waren.
Der Leistungsunterschied in den beiden aktiven Mannschaften war über die Jahre hinweg gering, die erste Mannschaft spielte in Unterfrankens höchster Spielklasse, der Unterfrankenliga, und schaffte sogar noch einmal den Sprung in die Regionalliga, die aber nicht gehalten werden konnte, während die zweite Mannschaft bis in die Bezirksliga, der zweithöchsten unterfränkischen Liga, aufsteigen konnte. Leider mussten beide Mannschaften in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils einen Abstieg hinnehmen, wobei zumindest die erste Mannschaft sicher ansprechende Aussichten auf einen sofortigen Wiederaufstieg hat.
Die Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren ist trotz der sportlichen Rückschläge als überaus positiv anzusehen. Grund hierfür ist der große Zuspruch, den der Schachklub seit etwa zwei Jahren für seine wieder begonnene Jugendarbeit erhält. Der Erfolg dieser Jugendarbeit trägt im Wesentlichen drei Namen:
Marco Lindner, der inzwischen zum Doktor promovierte Michael Konik, und nicht zuletzt Hanns Ernst. Letztgenannter ist seit seinem Wechsel vom SSKC Poseidon Aschaffenburg in den neunziger Jahren ein unermüdlicher Antreiber im Schachlub Mainaschaff. Gemeinsam riefen Sie eine Schachschule ins Leben, die Schüler und Jugendliche mittlerweile in einem Anfänger- und einem Fortgeschrittenen Kurs fördert. Auf eine Initiative von Dr. Michael Konik hin ermöglichte der Schachklub diesem die Ausbildung zum lizensierten Schachtrainer.
Es ist nicht möglich, auch nur eine Kurzfassung der Geschichte unseres Vereins zu schreiben, ohne an die Arbeit und die Erfolge zweier unserer langjährigen ersten Vorsitzenden und späteren Ehrenvorstände einzugehen.
Zum einen sei hier an Ferdi Bauer erinnert, der unermüdlich für das Schachspiel geworben und viele Schachfreunde in Taktik und Strategie unterwiesen hat. Er hatte schon im November 1935 den Titel eines Unterfränkischen Meisters erworben, 1938 in Starnberg an der Bayerischen Meisterschaft teilgenommen und 1949 abermals den Titel "Unterfränkischer Meister" errungen. Er war viele Jahre lang Spitzenspieler des Klubs. Ständig in der Organisation tätig, hat er durch unermüdliche Arbeit im Verein und Verband den Boden gut bereitet. Er war Lehrmeister und Vorbild zugleich, hat den Schachklub Mainaschaff zu einer Spielstärke geführt, die ihn befähigte, in die höchste unterfränkische Klasse aufzusteigen. Ferdi Bauer hat tausende Stunden für das Schach geopfert und sich zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt. Trotz schlechter Gesundheit in den letzten Jahren kämpfte er bis kurz vor seiner schweren Krankheit noch in der ersten Mannschaft. Gegen Ende des Jahres 1978 ist unser Ferdi bald nach der Verleihung des Ehrenbriefes des Deutschen Schachbundes, gestorben. Ferdi Bauer hat sich um den Schachklub Mainaschaff verdient gemacht.
Eine weitere Säule des Schachklubs bei der Aufrechterhaltung des Vereinslebens ist Walter Schwarz, der in seiner aktiven Zeit als Vorsitzender lange von seiner Gattin Maria unterstütz wurde. Beide setzten sich mit außergewöhnlicher Hingabe für ihren Verein ein. Während der Zeit seiner Vorstandschaft organisierten Sie unter anderem mehrere Tanz- und Faschingsveranstaltungen, deren Erlöse noch heute zum Unterhalt des Vereins beitragen. Viele der noch heute Aktiven erlernten bei Walter Schwarz das Schachspielen oder wurden von ihm in Strategie und Taktik unterwiesen. Ganz besonders muß an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass er noch heute im stolzen Alter von 88 Jahren aktiv und erfolgreich in das Spielgeschehen eingreift, sollte einmal Not am Mann sein. Es ist immer eine große Freude ihn in unserer Mitte begrüßen zu können.
Im fünfundsiebzigsten Jahr seines Bestehens wird der Schachklub Mainaschaff von Dr. Michael Wanner (erster Vorsitzender) und Jochen Schricker (zweiter Vorsitzender) geführt. Aktuell zählt der Verein mehr als sechzig Mitglieder, wobei etwa die Hälfte Schüler und Jugendliche sind. Sollte die wiedererwachte Begeisterung für das Schachspiel bei den Jugendlichen anhalten, so kann der Schachklub in eine gesicherte Zukunft blicken.